Resilienzförderung mit LdE

Das ist Resilienz

Als Resilienz gilt die Fähigkeit, "erfolgreich mit belastenden und bedrohenden Umständen umzugehen" (Vogt & Schneider, 2016). Resiliente Kinder und Jugendliche gehen konstruktiv mit belastenden Lebensumständen um, sodass sie sich trotz sogenannter Stressoren bzw. Risikofaktoren altersangemessen entwickeln.

Der Begriff wird sowohl auf Personen als auch auf Systeme (etwa ökologischer oder technischer Art) bezogen. Entwicklungspsychologisch ist Resilienz Ausdruck für eine positive und gesunde Entwicklung von Kindern trotz andauernden oder akuten Stresses bzw. für eine schnelle Erholung von belastenden Ereignissen (Wustmann, 2004).

Durch Resilienz können junge Menschen Entwicklungsrisiken wie Armut oder Gewalterfahrungen weitgehend ausgleichen und sich darüber hinaus Kompetenzen aneignen, die sogar förderlich für ihre physische und psychische Gesundheit sind. Resilienz ist kein angeborenes Persönlichkeitsmerkmal, sondern entsteht durch die Interaktion mit der Umwelt. Diese Entwicklung verläuft nicht linear: Akute Stressperioden können neue Verletzlichkeiten oder aber psychische Ressourcen hervorbringen.

Wie resilient sich ein Mensch verhält, variiert in unterschiedlichen Lebensbereichen oder Situationen: So kann ein Kind, das steten Konflikten in der Familie ausgesetzt ist, vielleicht weniger Resilienz in sozial-emotionalen Kontexten entwickeln, beispielsweise aber hinsichtlich schulischer Anforderungen. In Anlehnung an ein medizinisches Konzept nimmt die Resilienzforschung eine ressourcenorientierte Perspektive auf Kinder ein: Im Gegensatz zur defizitorientierten Pathogenese, die Krankheitsbilder untersucht, ist bei der Salutogenese die Entstehung und Erhaltung von Gesundheit im Fokus (vgl. Antonovsky).

Schutzfaktoren für Resilienz

Die empirische Forschung hat zahlreiche Faktoren identifiziert, die zur Resilienz einer Person beitragen können: die sogenannten Schutzfaktoren. Diese wirken sich dynamisch und wechselseitig auf Resilienz aus, sodass die Zusammenhänge zwischen Risiko- und Schutzfaktoren komplexer sind als ein Gleichgewichtsverhältnis.

Personale Ressourcen

Problemlösefähigkeiten, Selbstwirksamkeitsüberzeugung, positives Selbstkonzept, Empathie, Kooperations- und Kontaktfähigkeit, Perspektivwechsel, Verantwortungsübernahme, aktives Bewältigungsverhalten (z. B. sich Hilfe holen), Kohärenzgefühl

Soziale Ressourcen im Schulkontext

Klare, transparente Regeln und Strukturen, wertschätzendes Klima, fürsorgliche Bezugspersonen, hoher, aber angemessener Leistungsstandard, positive Verstärkung des Kindes, positive Peer-Kontakte, Zusammenarbeit mit Elternhaus, prosoziale Rollenmodelle

Wege der Resilienzförderung

Prof. Dr. Corina Wustmann erforscht als Psychologin vielfältige Facetten von Resilienz. Um Kinder und Jugendliche in ihrer Resilienz zu stärken, hebt sie die Förderung folgender Fähigkeiten und Einstellungen hervor:

  • Problemlösefertigkeiten und Konfliktlösestrategien
  • Eigenaktivität und persönliche Verantwortungsübernahme
  • Selbstwirksamkeit und realistischen Kontrollüberzeugungen
  • positive Selbsteinschätzung des Kindes
  • kindlichen Selbstregulationsfähigkeiten
  • sozialen Kompetenzen wie Empathie und sozialer Perspektivenübernahme
  • Stressbewältigungskompetenzen

Ein weiterer Weg der Resilienzförderung ist laut Erziehungswissenschaftlicherin Dr. Anne Seifert, Verbindungen zwischen den Mikrosystemen zu schaffen, in denen sich Schüler*innen bewegen. Diese Mikrosysteme existieren oftmals parallel, ohne Verbindungen: etwa Schulklasse, Elternhaus, Freundeskreis oder Sportverein. Innerhalb dieser nehmen Menschen unterschiedliche Rollen und folgen unterschiedlichen Betätigungen. Zusammengefasst bilden diese das Meso-System eines Individuums. Damit sich Erfahrungen bzw. Veränderungen aus einem Bereich positiv auf die gesamte Entwicklung eines Menschen auswirken können, sind Verknüpfungen der Mikro-Systeme hin zu einem "integrierten Selbst" förderlich: über Kontaktaufnahmen, den Austausch von Informationen oder indem Personen aus verschiedenen Lebensbereichen gemeinsame Tätigkeiten ausführen.

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